Ums gleich zu sagen: nein, ich bin nicht mitgelaufen.
Keine Läufe seit mehreren Monaten, keine Vorbereitung und damit keine Anmeldung und kein Start.
Am Samstag waren wir in Osaka. Shoppen war angesagt. Das beschreibe ich noch mal separat.
Abgesehen von wenigen Schildern sah man nichts vom Marathon. Auch keine blaue Linie. In der Vergangenheit war der Start im Park bei der Festung und Burg Ōsaka, das Ziel bei dem Expo-Gelände etwas außerhalb. Start und Ziel lagen weit auseinander. Dieses Jahr zum ersten mal ein Rundkurs. Bestimmt reizvoller, denn die Festung ist ein Hingucker.
In der Nähe von Start und Ziel gibt es noch eine Baustelle auf der Straße. Viele Arbeiter machen sich zu schaffen. Wir schauen uns etwas weiter entfernt den Startbereich an. Alles liegt neben der Straße bereit, doch noch fließt der Verkehr. Nur ein Heer von Helfern wuselt an Barrieren zwischen Gehweg und Straße rum, bewacht Lagerplätze oder lenkt die Anlieferungen. Alleine diese zeitlich knappe Organisation finde ich schon sehr sportlich. Schließlich werden sich morgen zehntausende Läufer ihren Weg bahnen.
Ein Transporter mit Unmengen an Pylonen und Absperrgittern schleicht an uns vorbei. Jeder Pylonenstapel hat einen Packzettel mit dem genauen Aufstellbereich. Jeder der Helfer hier weiß genau, was zu tun ist. An anderer Stelle montieren Helfer Lautsprecher an Laternenmasten. Alles ohne irgendeine Hektik. Es läuft wie am Schnürchen.
Werte Leserin, werter Leser, aus technischen Gründen stehen eine großzahl der Bilder noch nicht zur Verfügung. Dieser Artikel wird baldigst vervollständigt.
Wir gehen etwas essen. Im kleinen Restaurant sitzt ein westliches Pärchen, sie hat ein buntes Starterarmband, schaut auf meine ON-Laufschuhe und nickt mir zu. Vielleicht wirkt mein Lächeln nicht so euphorisch, jedenfalls hat sie verstanden, dass ich nicht mitlaufe.
Nach unserem Essen beschließen wir die Festung zu besichtigen und den Zielbereich zu suchen. Wir passieren erwähnte Baustelle, in der plötzlich schon der Asphalt festgestampft wird. Beeindruckend. Morgen kein Hindernis.
Der Zielbereich ist mitten im Park am Fuße der Festungsanlage.
Die Nacht verbringen wir in Kōbe , eine halbe Stunde Bahnfahrt von Osaka entfernt. Zum Start komme ich zu spät, also gehts gleich zu Kilometer 10/15. Dort ist eine Pendelstrecke und ich hoffe viele Läufer zu sehen. Wie ich in Japan mit den öffentlichen Verkehrsmitteln herumfahre, dass beschreibe ich noch mal getrennt. Jedenfalls möchte ich von der S-Bahnstation direkt zur Zeitmatte KM15.
Kaum aus dem Bahnhof raus, auch wieder ein Heer von Helfern. Die einen winken den Busfahrern in die Umleitung, andere mahnen an engen Stellen die Fußgänger zum Weitergehen. Nichts soll ins Stocken kommen. An alles ist gedacht. An der Laufstrecke bin ich dann doch etwas enttäuscht. Zwischen Läufern und Zuschauern sind zwei Reihen Absperrgitter. Der Korridor ist für Helfer, Sani, Presse und wer weiß sonst noch. Schade, ich würde gerne näher dran. Es ist aber überall so. An einer vom Licht her brauchbaren Stelle schaue ich zu und fotografiere. Die Pacemaker für 3:30 passieren die 15km.
Die Verkleidungen kann ich nicht deuten, diese Mangafiguren sagen mir alle nichts. Mal schreien Kinder auf, mal kreischen junge Mädels. Ein Fernsehteam taucht auf, zwei aufgebrezelte Menschen folgen, werden von anderen in Haaren aufgehübscht. Dann werden sie in die Läuferschar geschleust, laufen von der Kamera verfolgt und kehren nach kurzer Zeit zurück. Irgendein PR-Gag.
(Schade das die Bilder noch nicht fertig sind.)
Nachdem die 4:15er vorbei sind gehe ich wieder zur S-Bahn und fahre zum Zielbereich.
Anstatt mal nachzudenken und von meinen Lauferfahrungen zu profitieren, peile ich die dem Ziel nächste Station an. War nicht gut, der größte Teil des Parks ist für die Läuferversorgung abgesperrt, ich hätte eine Station vorher aussteigen sollen.
Also laufe ich zurück und mache einen kleinen Umweg um noch Fotos von der Festung zu schießen.
Dabei komme ich am Startbereich vorbei. Auch interessant. Die Reihen mit Dixis sind hier etwas anders. Zuerst die für Männer, eine Hälfte mit Tür, die anderen ohne Tür erinnern mich an Pferdeboxen. Bei der ersten Gruppe gibt es noch welche im Western Style. Die Frauen haben einen eigenen Bereich, alle mit Türen, darunter auch wieder welche im Western Style. Die Handwaschstationen bei den Frauen besitzen auch noch eine ausreichende Anzahl von Spiegeln. Ehrlich gesagt, es gefällt mir wie aufmerksam die Organisation hier ist. Wirklich. Das hat Stil, erinnert nicht an das mir sonst so bekannte Schlachtfeld. Apropos Schlachtfeld. Hier im Starterbereich liegt kein, wirklich gar kein Müll. Beeindruckend, die Veranstaltung läuft noch.
Doch nun hoch zur Burg!
Von der Festung aus kann ich den Läuferstrom ins Ziel schon sehen. Das Laufwetter ist dem Berlin Marathon Ende September sehr ähnlich. Diesmal morgens recht frisch, mittags schon zu warm. Heftige Regenschauer sind in dieser Jahreszeit seltener als daheim.
Das Ziel erreiche ich bei 3:33. Nach einigen Zielfotos gehe ich dem Läuferstrom entgegen. Auch hier ermahnen viele Helfer per Megafon und englischsprachigen Schildern zum Weitergehen. Es ist wirklich eng. Für die Läufer ist es vor allen anstrengend. Denn der Park um die Festung liegt deutlich höher als die Umgebung. Anstrengende 1500m bis ins Ziel. Das gesamte Streckenprofil ist auch nicht ohne, einige Brücken ermöglichen verschiedene Blicke auf die Stadt, die sonst nur den Autofahrern vorbehalten sind.
An einer Kurve mache ich noch Fotos bis die Pacemaker mit 4:00 durch sind. Einige der Verkleidungen von KM10/15 erkenne ich wieder.
Müde nehme ich für die Rückfahrt einen langsamen aber durchgehenden Zug. In dieser Stunde ist Zeit den Beitrag zu schreiben. Die Bilder kommen dann später.
Martin Blath
Beeindruckende Fotos, lieber Martin!
Martin
Die Fotos von den Läufern fehlen noch. Da waren viele witzige Kostüme dabei.
Karola
Hallo Bruder,
hat es dir da in den Laufsocken gejuckt als du den Lauf betrachtet hast?
Vielen Dank fürs mitnehmen bei diesen spannenden Eindrücken!
Das gibt bestimmt einen Diaabend der alten Schule wenn wir uns wiedersehen.
Freumich: Karola
Martin
Na klar hats gejuckt. 🏃🏽♂️🏃🏽♂️🏃🏽♂️