Zwei Stunden 35 Minuten für 530 Kilometer. Das sind die Schnellzüge in Japan. Schon auf dem Bahnsteig wird klar, wie hier alles durchorganisiert ist. Der Bahnsteig hat zur Schienenseite ein Absperrgitter. Da Wagen Nr. 1 immer an der gleichen Position hält, sind die Stellen aufgemalt an denen die Türen zu erwarten sind. Ebenso für alle folgenden 15 Wagen.

Ich bin alleine unterwegs. Alles schon ein wenig aufregend. Gerade fährt der vorhergehende Zug ein. Dort, wo die Türen am Zug sind, öffnet sich die Absperrung am Bansteig. Aussteigen geht ruckzuck, weil alles ebenerdig ist. Die Zusteigenden stehen schon an den richtigen Stellen. Ein Shinkansen hält nicht lange. Die 16 Wagen sind in drei Gruppen unterteilt. 1-5 für Fahrgäste ohne Platzreservierung, dann die Erste Klasse, gefolgt von den Wagen für Fahrgäste mit Reservierung. Ein Shinkansen fährt immer in der gleichen Wagenreihung ein! Und schwupps ist der Zug auch schon wieder weg.

Mit meinem JR-Rail-Pass kann ich diese Züge auf der Fahrt von Kobe nach Tokyo nicht benutzen. Mein Shinkansen wird 30 Minuten länger brauchen. Der Zugtyp ist der gleiche.

Sechs(!) Minuten nach dem vorhergehenden fährt mein Zug ein. Pünktlich, was sonst. Ich stehe an der Markierung für Wagen 16. Türen gehen auf, ein paar Fahrgäste steigen aus, ich rein.

Beim Betreten des Abteils stoppe ich kurz. Dicke, bequem aussehende Sitze, eine Doppelsitzreihe auf der einen und ein Dreier auf der anderen Seite. Alle Sitze in Fahrtrichtung. Das ist die zweite Klasse?

Ja, ich bin in Wagen 16, die Platznummerierung geht nicht größer. 11A, hier sitze ich. Der Fußraum? Traumhaft! Der Grund für den großen Fußraum ist nicht nur der Komfort. Die Sitze werden vor jeder Tour in Fahrtrichtung gedreht.

Der Zug fährt auch gleich wieder los. Fährt? Nein er schwebt. Weichen nimmt man gar nicht wahr. Das Klapptischchen verrät mir nicht nur, dass ich WLAN hier kostenlos nutzen kann, sondern auch ein ein QR-Code für die Betriebszustände.

Lange vor der nächsten Station kommt eine Duchsage man möge sich bitte zeitig zum Ausgang begeben. Es wird nur ein kurzer Stopp sein. Alle Ansagen sind in einem verständlichem Englisch.

Mein Zug wird an zwei Stationen länger halten. 12 Minuten. Der Grund ist recht einfach. In dieser Zeit überholen uns jeweils zwei ganz schnelle Shinkansen. Alles fühlt sich an wie eine einzige Choreografie.

Die Landschaft fliegt an mir vorbei, immer wieder unterbrochen von Tunnel. Japan ist sehr bergig, das hatte ich beim Anflug schon gesehen. Der Shinkansen hat seine eigenen Gleise. Deshalb die hohe Geschwindigkeit und die dichte Zugfolge.

Unsere DBfährt mit 15.000 Volt. Der Shinkansen braucht mehr Saft.

Mein Zug kommt pünktlich in Tokyo an. Mal sehen wie ich den Anschlußzug zu meinem Freund in dem Vorort bekomme. Acht Minuten Umsteigezeit ist schon etwas sportlich.

Erst auf dem Rückweg sehe ich ihn, den Fuji