Endlich! Endlich bei Hanna und Wei Siang.

Ritas und meine Anreise aus Wuppertal respektive Berlin fiel genau auf den Donnerstag des plötzlichen Streiks der GDL. Sicherheitshalber fuhren wir einen Tag vorher nach Frankfurt. Statt einer Übernachtung nun 2 Nächte. Also schnell die Koffer endgültig gepackt und husch los Die Weihnachtsbeleuchtung für Ingrid hatte ich schon vorher installiert.

Fast ein Koffer nur für Auftragskäufe, Geschenke und Mitbringsel. So startete ich am 15.11.. Selbstverständlich waren am Bahnsteig in Wannsee Rolltreppe und Fahrstuhl außer Betrieb. Naja, die zwei mal 23kg mussten trotzdem mit.

Die Zugfahrt in dem überraschenderweise sehr gering besetzten Zug zum Flughafen Frankfurt verzögerte sich in dem für Deutschland mittlerweile üblichen Maße. War ja auch egal – Hauptsache ankommen.

Den extra Tag in Frankfurt verbrachten wir bei ungemütlichem Schmuddelwetter.

Der Abflug am Freitag war pünktlich. In der Maschine zeigte mir mein Monitor eine Route über Russland an.
Die tatsächliche Flugroute mit 12.000km verlief viel südlicher über die Türkei und Indien.

Im Flieger war es ziemlich kalt und ich war dankbar über meine winterliche Kleidung aus Deutschland. Ringsherum schnieften und husteten andere Fluggäste.

Pünktlich nach 12,5 Stunden landeten wir um 6:10 Ortszeit im Norden Taiwans.

Ein Großteil der Mitfliegenden waren Transitreisenden und wie im letzten Jahr gingen wir frohen Mutes zum Einreisebereich. Das erforderliche Meldeformular hatten wir schon im Flieger ausgefüllt. Vor einem Jahr, am Ende der Coranamaßnahmen, waren wir fast alleine und alles ging ganz schnell.

Zuerst ging es nun zur Taschenkontrolle. Das Handgepäck wurde durchleuchtet. Schwerpunkt dieser Maßnahme ist die Einhaltung der strikten Lebensmittelregelungen. Die Einfuhr von Fleisch ist strengsten verboten, Verstöße können sehr teuer werden.

Wesentlich länger war die Wartezeit vor der Passkontrolle, eine sehr große Reisegruppe aus Thailand war vor uns gelandet. Dadurch brauchten wir nicht mehr so lange auf das Gepäck warten. Der Zoll ließ uns auch in Ruhe und schwups waren wir in der Ankunftshalle.

Bei einem Gewinnspiel für Touristen gingen wir leer aus. Und so wandten wir uns dem ersten wichtigen Punkt zu: unsere SIM-Karten. Die angedachten Angebote für 60 Tage sind nur für Studenten oder Menschen mit einem anderen Aufenthaltsstatus. 90 Minuten nach der Landung waren wir autark online.

Da wir Hanna und Wei Siang mit nichts anstecken wollten, war unser nächstes Ziel ein Hotel in Tainan, der Stadt in der die beiden leben.

Im Flughafen und zum angrenzenden Regionalbahnhof konnten wir mit kostenlosen Gepäckwagen und geräumigen, funktionierenden Aufzügen barrierefrei in die Bahn einsteigen. Dank unserer Plastikkarten mit Guthaben vom letzten Jahr brauchten wir für die S-Bahn keine Fahrscheine kaufen.

Am Shinkansen-Bahnhof von Taoyuan kauften wir Fahrkarten. Die 270km für den schnellen ICE kosten unter ca. 36€. Züge fahren mindestens alle 20 Minuten. Mit drei oder sechs Zwischenstopps benötigen sie 1h22m bis 1h37m.

Jeder Zug ist in drei Abschnitte unterteilt:
2. Klasse mit Reservierungen, 1. Klasse und 2. Klasse ohne Reservierung.

Die ersten Stationen mussten wir stehen, unser Gepäck konnte in einem geeigneten Ablagefach derweil warten. Das Ein- und Aussteigen mit schweren Koffern ist in Taiwan kein Problem, auch Dank der überall funktionierenden Fahrstühlen.

Mit einem weiteren Regionalzug waren wir nach 25 Minuten am Hauptbahnhof im Zentrum von Tainan.

Mit dem Wunsch schnellstens Dusche und Bett zu bekommen, standen wir auf einmal in einer Warteschlange am Taxistand. Für unsere vier großen Koffer benötigten wir einen grräumigeren Wagen als üblich. Der Taxifahrer war dann sehr unglücklich, denn unser Hotel lag im Innenstadtbereich und kostete noch keine 2,50€.

Den ersten Tag verschliefen wir fast, am zweiten erweiterten wir unsere Ortskenntnisse. Fußgänger oder sogar Spaziergänger sind eher ungewöhnlich. Unsere 7km werden hier schnell rekordverdächtig.

Am Montag morgen benötigte es drei Anläufe bis ein geeignetes Taxi gefunden war. Mit dem vielen Gepäck wollten wir nicht noch mal in einen Zug um zu Hanna und Wei Siang zu gelangen.

Die Fahrt der guten 30km dauert je nach Können des Chauffeurs 30-40Minuten und kostete 23€. Der ältere Fahrer stieß einen freudigen Schrei aus, als uns Hanna mit ihrem kugeligen Bauch draußen empfing.

Wir Familienmitglieder waren sehr, sehr glücklich uns nun endlich zu umarmen.