Tainan Halbmarathon 2024

Im November 2022 bin ich im Süden der Stadt Tainan den ZEPRO-Halbmarathon gelaufen. Mein Lauf dieses Jahr findet am 7. Januar am Stadtpark von Tainan statt. Die Unterlagen kamen 4 Wochen vorher per Post. Eine Messe oder ähnlich wie in Deutschland gibt es nicht. Eine Woche vor dem Lauf haben wir noch mal die Location besucht.

Start des Marathons ist um 6:00, der halbe startet 15 Minuten später. Von unserem Haus sind es ca 30km und die Bahn fährt am Sonntag noch nicht so früh. Also bestellt mein Schwiegersohn eine Taxe.

Am Laufsonntag frühstücke ich kurz und um 5:00 steht draußen die Taxe. An Hand des mitgeschickten Lageplans kann sich der Fahrer etwas orientieren. Mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit fliegt das Auto innerhalb von 25 Minuten zum Stadtpark. Die Straßen am Veranstaltungsort sind schon halb gesperrt und ich steige am anderen Ende des Parks aus. Kosten dafür ca. 37€ – etwas weniger als die Startgebühr inkl. Singlet von ca. 40€ .

Mit den anderen Läufern marschiere ich zum Startbereich. Es ist immer noch dunkel. Die Toiletten sind zahlreich und die Schlangen an der Kleiderabgabe kurz. Kaum Gedrängel, alles mit einer typischen Gelassenheit.

Den Start der Marathonis schaue ich mir noch in Ruhe an, dann gehe ich auch in den Startbereich. Es gibt keine Startblöcke und so blicke ich in das Läuferfeld, um mich in etwa richtig einzuordnen.

Ein anderer Läufer spricht mich auf spanisch an, ich verstehe ihn nicht und er fragt auf Englisch, ob ich aus Spanien komme. Ich erkläre, dass mein Heimathafen in Deutschland liegt und frage, wieso er mich auf Spanien tippte. „Naja, wegen des Names auf meinem Shirt: „Martin“. Er ist einer der vielen Taiwanesen, die zur Wahl Mitte Januar in die Heimat gekommen sind und lebt eigentlich in Argentinen. Aus Sorge vor Manipulation durch China kann man nur auf der Insel direkt wählen. Bei unserer vorhergehenden Ortsbesichtigung hat uns jemand, der seit 40 Jahren im Süden der USA lebt, angesprochen und auch erzählt, dass er wegen der Wahl regelmäßig mit der Familie nach Taiwan zurückkommt.

Während wir noch plaudern, erfolgt eine chinesische Ansage, es wird so etwas wie zählen und dann auch schon der Startschuss.

Es geht los, zuerst fast eine Runde um den Park und dann raus auf eine der Ausfallstraßen. Es ist im Moment noch etwas frisch, doch deutlich wärmer als beim Start des Berlin Marathons. Nach einiger Zeit wird es heller und das Läuferfeld entzerrt sich.

Es geht vorbei an Feldern, kleinen Siedlungen. Nicht wirklich interessant, da war der Lauf Ende November in Kaohsiung in der südlichen Innenstadt wesentlich spannender.

Nach 3 bis 4 km überholen uns sehr schnelle Läufer, es sind die 10km-Absolventen. Sie kehren nach 6km um uns wir applaudieren ihnen auf ihrer Gegengeraden zu.

Das Läuferfeld kreuzt an drei Stellen Hauptverkehrsstraßen. Hier stehen Ordner mit roten Shirts mit dem Aufdruck „Referee“. Immer wieder sperren sie die Laufstrecke und lassen den Auto- und Rollerverkehr queren. Auf den ersten 11,5km, der Hinstrecke, komme ich immer gut durch.

Unterwegs treffe passieren wir die üblichen Versorgungsstellen mit ausreichend landestypischer Nahrung, Wasser und Iso-Getränken. Ich trinke diesmal recht früh, denn ich hatte gestern zu wenig getrunken. Doch das Iso-Getränk schmeckt sehr künstlich und ich mische mit Wasser.

Die Wende ist unspektukalär, abgesehen von ein paar wilden Rollerfahrern, die nicht auf die Signale der Referees reagieren.

Auf dem Rückweg wird klar, wieviele Läufer nach mir noch unterwegs sind. Es sind reichlich viele. Hier läuft man langsam und genießt die Versorgungsstellen.

Heute kommt die Sonne nicht so richtig raus, es ist etwas windig und frisch und ich freue mich so langsam zum Ende zu kommen. Zwei Stopps bei den Querungen erlebe ich dann auch noch. Doch das wirklich anstrengende Stück sind die letzten 2 km. Die Laufstrecke führt über zwei Brücken. Beim Start war ich noch frisch und das Abwärts hatte ich gar nicht so wahrgenommen. Nun sehe ich die erste Steigung und bin froh ein wenig ‚Bergziege‘ zu sein. Viele andere Läufer gehen nun bloß noch. Die zweite Brücke ist noch mal steiler und ich finde es auch nicht mehr lustig. Doch oben sehen wir schon den Park, hören Lautsprecheransagen. Mit der Motivation gehts mit einer 180 Grad-Kurve in den Park und auch dann rasch ins Ziel. Geschafft!

Hinter dem Ziel gibt es die Medaille und eine kleine Tasche für die späteren Guddies. Ich muss erst mal verschnaufen.

Kurz nach meinem Zielfoto spricht mich eine Nicht-Läuferin auf Englisch an und fragt, wie ich denn den Lauf gefunden habe. Zuerst stutze ich etwas und plappere dann los, das ich die Strecke etwas langweilig fand und vor 6 Wochen in Koushiung mehr Freude hatte. Sie meinte dann, sie wäre vom Orga-Team und würde später noch mal mit mir reden. Derweil solle ich mal meine Sachen abholen und die verschiedenen Guddies abholen.

Nachdem ich meinen Kleidersack abgeholt habe gehts zu den vielen Ständen, die etwas abzugeben haben. Eins weiß ich noch von der Internetseite, es gibt eine flüssige Seife aus Olivenöl im Wert von ca. 30€.
Nur wie finde ich diesen Stand denn, alles nur auf Chinesisch beschriftet? Einfach mal die beiden Reihen der Ausgabestände abklappern und schon ist der halbe Liter Seife in meiner kleinen Tasche. Danach kommen noch Brötchen und zwei Nudelboxen. Haken auf meiner Startnummer besagen: bereits abgeholt. Bei dem Stand mit alkoholfreiem Bier werde ich abgewiesen. ‚only two‘ ist die Antwort. Am nächsten Stand wieder nichts. Irgendwo bei der Ausschreibung steht, das es aus der Vielfalt nur zwei Dinge gibt.

Also verputze ich erst mal meine eigene, mitgebrachte Banane und trinke eine Flasche Wasser.

So langsam mache ich mich auf den Rückweg zum kleinen Bahnhof, doch nach ein paar Metern steht wieder die Dame vom Orga-Team vor mir und meinte, ich müsse unbedingt mitkommen. Sie würde mich dem Hauptorganisator des Laufs vorstellen.

Also trabe ich mit und sie stellt mich einem älteren, recht großen und kantigen Mann vor. Dieser spricht kein Englisch, doch die Dame erklärt mir, dass er mit einer Frau aus Deutschland verheiratet ist. So klein ist die Welt, die Läuferwelt.

Er bat um einen kleinen Augenblick Geduld, und kam mit einer Präsenttasche zurück, die alle Sieger und AK-Sieger bekommen hatten.

Das gemeinsame Foto folgt hier demnächst …

← Vorheriger Beitrag

1 Kommentar

  1. Hallo Martin, danke für den Bericht! Echt klasse, was für Erfahrungen du überall machst.
    Danke fürs teilen.